Kaufberatung
– Was man wissen sollte, wenn man Käferfahrer*in werden will –
Bevor wir uns den technischen Tücken und Details widmen, möchte ich das Augenmerk des geneigten Lesers auf ein paar wesentliche Fragen lenken, die noch vor jeglicher Besichtigung bedacht werden sollten. Wer diese Fragen für sich schon beantwortet hat kann diesen Teil überspringen bis zum Fahrzeugcheck.
Frage 1: Was will ich? – Frage 2: Was kann ich? – Frage 3: Welchen nehm ich?
Was will ich?
Es gibt wohl die unterschiedlichsten Beweggründe, warum man sich heute ein Auto kaufen möchte, das vor über 80 Jahren entwickelt und auf den Markt gebracht wurde. Für den einen ist es der Hang zur Nostalgie, der nächste liebt den Käfer schon immer, andere entscheiden sich dafür, weil klassische Volkswagen gerade in Mode sind und wieder welche weil sie alte Autos als risikoarmes Investment sehen.
Investment: JA, risikoarm: NEIN.
Beginnen wir gleich mal mit der letztgenannten Gruppe. Investment: JA, risikoarm: NEIN. Welche Gefahren sehen wir bei der Investition in alte Volkswagen? Nun, auch wenn allenthalben in der Oldtimerszene behauptet wird der Markt kenne nur einen Weg und der zeige nach oben, sollte man dieser Binsenweisheit nicht blind vertrauen. Gerade in der heutigen Zeit kann sich da einiges negativ auf den Oldtimermarkt auswirken. Denken wir allein an die Umweltdiskusionen der vergangenen Jahre. Da werden ganze Motorenarten geächtet und Fahrverbote verhängt, die jetzt auch auf die historischen Fahrzeuge angewandt werden sollen. Dass das weiterfahren älterer Fahrzeuge aber Umweltfreundlicher ist, als ständig neue Fahrzeuge zu produzieren wird dabei geflissentlich unter die Teerdecke gekehrt. Öffentlich wird über die Abschaffung des Verbrennungsmotors diskutiert und eine Endlichkeit der mineralischen Kraftstoffe heraufbeschworen. Macht nichts, wird man jetzt vielleicht sagen, der Gegenwert, der Sachwert des Fahrzeugs bleibt ja erhalten. Das eben, was so ein Haufen Blech eben für einen Sachwert hat. Was nutzt da der Ruf nach automobilem Kulturgut, nach Designikonen und Meilensteinen technischer Errungenschaften, wenn die Zahl derer, die bereit sind dafür viel Geld auszugeben mehr und mehr abnimmt. Das kann, muss den Markt aber nicht negativ beeinflussen. Man sollte es nur bedenken. Die größte Gefahr aber besteht darin, den Wert des Fahrzeugs falsch einzuschätzen. Dazu später mehr.
Klassische Volkswagen sind in Mode
Ja, das stimmt, Käfer, Bulli und Co. haben einen großen Sympathiefaktor, der sich im Moment stark auf die Preise auswirkt. Die Zahl derer, die bei der Betrachtung dieser Fahrzeuge in Verzückung geraten, scheint jährlich zu steigen. Unterhält man sich mit anderen und erzählt dabei, man habe einen VW Käfer, kommt oft: „Oh die finde ich ja so toll. oder so ein alter Bulli – ja sowas hätte ich auch gern.“ Das zu hören freut einen Fan natürlich, hat aber einen nicht zu verachtenden Einfluss auf den Marktwert dieser geliebten Fahrzeuge. Wie anders ließe sich sonst erklären, dass der ehemalige Produktionsweltmeister höhere Preise erzielt als vergleichbare Modelle anderer Hersteller, die in weit geringerer Stückzahl produziert wurden. Hier gilt nicht unbedingt das was rar ist macht den Preis, sondern was gefragt ist. Wie heißt es so schön, Angebot und Nachfrage regeln der Preis. Das Angebot an klassischen Volkswagen ist verhältnismäßig hoch, die Nachfrage aber um ein Vielfaches höher als bei anderen Oldtimern.
Käfer sind ein Stück „gute, alte Zeit“
Wer sich selbst zu den Menschen zählt, die sich mit einem alten Fahrzeug in eine andere Zeit zurückversetzen wollen oder sich auch nur gern daran erinnern oder sich mit solchen alten Dingen gern umgeben, der ist natürlich bei der Wahl eines Volkswagens gut beraten. Der Käfer und auch der VW Transporter oder Bus stehen sprichwörtlich als Symbol für das Wirtschaftswunder und spiegeln die 50er und 60er Jahre, die Zeit des Rock’n Roll und der darauf folgenden Ära der Hippies. Wer aber eigentlich nur einen Oldtimer sucht und dabei mehr zufällig alte Volkswagen ins Auge fasst, sei empfohlen bei seinen Überlegungen bei dieser Marke zu bleiben, denn kein Fahrzeug eines anderen Herstellers ist ein so starkes Symbol für Zuverlässigkeit wie der Käfer, denn wie lehrten uns die Marketingexperten: Er läuft und läuft und läuft und… Und da ist wirklich etwas dran. Gute Pflege und lückenlose Wartung danken alte Volkswagen mit klaglosem Dienst, auch wenn es Mitmenschen gibt, die aus Erfahrung etwas anderes berichten, so liegt es dabei oft an Wartungsstaus oder kaputtreparierter Technik. Und einer der entscheidenden Faktoren ist die extrem gute Teileversorgung. Bei den zahlreichen Teilehändlern, die sich auf die Versorgung mit Ersatz- und Zubehörteilen spezialisiert haben, gibt es am Markt fast nichts, was es nicht noch als Originalteil oder als Nachfertigung gibt. Bei letzterem ist allerdings auf gute Qualität zu achten.
Der Käfer – die Liebe meines Lebens
Was hier bewusst überspitzt und theatralisch formuliert wurde, ist wohl die beste Voraussetzung mit einem Käfer glücklich zu werden. Die bei den anderen Gründen, einen alten Volkswagen besitzen zu wollen, mitschwingende Frage: „Lohnt sich das?“ stellt sich hier erst gar nicht. Wer www.kaeferwissen.de in seiner Favoritenliste markiert hat, einen ersten Wochenendausflug mit Boxerklang im Nacken kaum noch erwarten kann oder die heimische Vitrine voll von Käfermodellen hat, den hat der Käfervirus ohnehin unerbittlich erwischt. Es seien aber auch die nicht vergessen, die früher schon einen Käfer hatten und zu Wiederholungstätern werden wollen oder jene, die, wie der Autor dieser Zeilen, seit dem Erwerb des Führerscheins lückenlos im Besitz mindestens eines Käfers sind. Für UNS ist jede investierte Mark, jeder ausgegebene Euro eine Investition in unsere Lebensfreude, die sich finanziell gar nicht berechnen lässt. Und doch sei gerade diesen Menschen der Hinweis auf die gebotene Vorsicht ans Herz gelegt, denn Liebe macht bekanntlich blind.
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Was kann ich?
Sicherlich fährt ein gut restaurierter Oldtimer ebenso mühelos wie damals als er noch ein Neuwagen war. Allerdings kann es nicht schaden mehr zu können als zu fahren, Benzin nachzufüllen und ab und zu den Ölstand zu kontrollieren. Natürlich gibt es speziell im Falle des Käfers in ganz Deutschland Menschen, die im Ernstfall weiterhelfen können, aber die muss man zunächst kennen, dann sollten sie auch in der Nähe sein und im entscheidenden Augenblick verfügbar. Je nachdem wie viel ich mir selbst an Schrauberkenntnissen zutraue, sollte Maßstab für die Fahrzeuganschaffung sein. Wer bereits beim Wechsel einer Glühbirne an seine Grenzen stößt, braucht an den Kauf eines Wagens mit den Zustandsnoten 4 oder 5 erst gar nicht zu denken, selbst bei einem Note 3-Fahrzeug sollte zumindest ein sachkundiger Freund greifbar sein. Es kann kein Fehler sein sich einem lokalen Käferclub anzuschließen. Hier findet man neben fachlicher Hilfe auch eine Gemeinschaft Gleichgesinnter mit denen man seine Leidenschaft teilen kann. Gemeinsame Ausfahrten und Fahrzeugtreffen sind dann das Sahnehäubchen der Oldtimerei.
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Welchen nehm ich?
Diese Frage zielt weniger darauf ab, welches der richtige Käfer in Bezug auf Zustand und Preis ist, als viel mehr darauf, welches Modell am besten zu mir passt. Diese Frage sollte man sich tatsächlich stellen bevor man auf die Suche geht. Denn steht der Wagen erst einmal in der heimischen Garage und der Nebel, der sich über die Modellkenntnis gelegt hatte lichtet sich, lassen sich Modellmodifikationen oder Wunschanpassungen an Geschmack und Bedürfnis selten nachträglich durchführen. Für uninteressierte Zeitgenossen gleicht ein Käfer dem anderen, da wird allenfalls ein Unterschied von Cabrio zur Limousine gesehen. Das liegt daran, dass Volkswagen den Käfer fast jährlich vebesserte, in seinem Grunddesign und -konzept aber nur behutsam geändert hat. Beginnt man nun sich für den Käfer zu interessieren, stellt man plötzlich fest, dass das eine Modell bulliger wirkt als das andere, der eine ein zierlicheres „Gesicht“ zu haben scheint als der nächste. Veränderte Stoßstangen und Rückleuchten sind da noch die augenfälligsten Merkmale die Modelländerungen sichtbar machen. Im Detail sind die Unterschiede der verschiedenen Modelle hier bei Käferwissen in der Rubrik Modellentwicklung erläutert.
Aber welches Modell passt jetzt zu mir?
Jüngere Modelle sind wartungsfreundlicher.
Gehen wir noch einmal zurück zu den handwerklichen Fähigkeiten, wer hier nicht viel Kenntnis mitbringt, sollte ein Fahrzeug wählen, welches ab August 1965 vom Band lief. Ab da wurde der Käfer mit einer neuen Vorderachse ausgeliefert, die wesentlich weniger störanfällig und wartungsärmer daher kommt. Auch sonst wurden im Laufe der Jahre die Modelle hinsichtlich Wartungsfreundlichkeit verbessert. Wer also selbst nicht gut schrauben kann sollte sein Augenmerk daher lieber auf jüngere Modelle haben.
Nostalgie ist Trumpf.
Wem das der Leitspruch ist, sollte drei Modelljahre im Blick haben. 1967 im August legt der Käfer seine zierliche Erscheinung ab. Dicke Stoßstangen und veränderte Scheinwerfer geben dem Käfer ein volleres Gesicht. Während bei den Käfern vor diesem Modellwechsel die Scheinwerfer noch nach hinten geneigt waren, sind bei den neuen Modellen die Scheinwerfer annähernd senkrecht stehend. Dass das den Look des Käfers so stark verändert liegt weniger an den Scheinwerfern als viel mehr an der Form der Kotflügel, die von nun an wesentlich weniger geschwungen daher kommen.
Wer es noch ein Stück nostalgischer mag, sucht nach einem Käfer vor August 1957. Fahrzeuge vor diesem Datum hatten ein kleines ovales Rückfenster, was sich in der Größe deutlich vom nachfolgenden „Rechteckfenster“ unterscheidet.
Und der Inbegriff vom alten Käfer ist der Brezelkäfer, der vor März 1953 im Rückfenster noch einen Mittelsteg hatte, was ihn im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen lässt.
Komfort ist keine Erfindung der Neuzeit.
Wer den Käfer als Reiselimousine nutzen will, ist mit den Modellen 1302 und 1303 gut beraten. Beide verfügen über das modernste Fahrwerk, was der Käfer in seiner Entwicklungsgeschichte bekommen hat. Eine veränderte Vorderachse mit Mc Pherson Federbeinen, in Verbindung mit einer Schräglenkerhinterachse sorgt für ein wahrlich komfortables Fahrverhalten. Und noch einen Vorteil bringt die neue Vorderachse mit sich, das Reserverad im vorderen Kofferraum liegt jetzt flach am Wagenboden und schafft dadurch ein erheblich größeres Kofferraumvolumen.
Sport frei!
Was keineswegs heißen soll, dass der Käfer frei von Sportlichkeit ist. Im Gegenteil, dies stellten seinerzeit schon die Porsche Salzburgkäfer unter Beweis, die die Ralleywelt aufmischten, bevor der Allradantrieb Einzug in den Ralleysport nahm. Eines sei in Bezug aufs sportliche Fahren gleich gesagt. Der Käfer ist und bleibt eine gefürchtete Heckschleuder. Aber genau hier liegt das Geheimnis für den sportlich ambitionierten Fahrer. Der schaut nämlich mit welcher Hinterachse der Käfer daherkommt. Mit einer Schräglenkerachse, wie sie in den Modellen 1302 und 1303 verbaut sind, sowie in den Automatik Käfern schaukelt sich der Wagen in schnellen Kurven nämlich nicht so stark auf und wird dadurch spürbar kippsicherer, Kurvenräuber unter den Käferfahrern sollten also Schräglenker wählen. Wer jedoch an Beschleunigungsrennen teilnimmt, kann die Schräglenkerachse getrost außer acht lassen, bringt sie doch ein höheres Gewicht mit sich und kann die Kraft nicht ganz so direkt auf die Straße übertragen wie die Pendelachse.
Fahrzeugcheck
Wer auf der Suche nach einem gebrauchten Käfer ist sollte ihn genauestens unter die Lupe nehmen und besonders den typischen Schwachstellen besondere Aufmerksamkeit widmen. Um den Fahrzeugcheck zu erleichtern haben wir hier die neuralgischen Stellen des Käfers in 5 Gruppen aufgeteilt und näher erläutert.
- Karosserie
- Bodengruppe
- Motor und Getriebe
- Fahrwerk
- Innenausstattung
Entscheidend bei der Begutachtung des Fahrzeugs ist auch, was man anschließend mit dem Wagen vor hat. Soll er möglichst im Originalzustand erhalten werden, so ist es wichtig darauf zu achten ein möglichst unverbasteltes Modell mit allen originalen Anbauteilen zu bekommen. Wer seinen Käfer hingegen sowieso etwas individuell gestalten will, dem sind eingebaute Recaro-Sitze, vermutlich mindestens genauso lieb wie die Originalsitze.
Karosserie
Das erste was man bei der Besichtigung des Käfers in Augenschein nehmen kann ist die Karosserie und hierbei das was die Karosserie vor Rost schützt, den Lack. In welchem Zustand befindet er sich? Ist er original, nachlackiert, ausgebessert oder verwittert? Oft lässt schon der Zustand des Lacks Rückschlüsse auf den Pflegezustand des Wagens zu. Bei der Gelegenheit untersucht man die Front des Käfers genauer auf Steinschlagschäden. Stecknadelkopfgroße Einschläge, die bis aufs blanke Blech gehen, bilden unweigerlich Rost, der, wenn er unbehandelt bleibt, schnell intakten Lack unterwandert und zu größeren Roststellen heranwächst. Abgesehen von diesen und unfallbedingten Einflüssen, rosten Autos von innen nach aussen. Hohlräume und Karosseriefalze bieten, sofern sie nicht pfleglich behandelt werden, feuchten Nährboden für die braune Pest. Freie Ablauflöcher und immer wieder aufgefrischte Hohlraumversiegelung ist hier die einzig wirksame Gegenwehr.
Besondere Aufmerksamkeit hinsichtlich des Rosts verdienen Käfer des Baujahres 1974. Hier hat Volkswagen aufgearbeitetes italienisches Schrottblech verarbeitet. Was nicht nur beim Käfer, sondern auch bei den anderen Modellen, wie dem im selben Jahr eingeführten Golf, der Fall war. Im Übrigen war das nicht nur bei Volkswagen so, auch andere Hersteller bedienten sich an dieser Materialquelle nur VW reagierte schneller als andere und stellte bald wieder auf hochwertiges Blech um.
Zehn Punkte Karosseriecheck:
1. Die Fahrzeugfront auf Steinschlag untersuchen. Hierbei das vordere Abschlußblech auf Durchrostung und die sogenannten Endspitzen, an denen die Stoßstangenhalter montiert sind, kontrollieren.
2. Kotflügel (alle 4) auf Durchrostung kontrollieren, dazu die Unterseite ansehen, ob Unterbodenschutz vorhanden oder beschädigt ist. Achtung bei frischem Anstrich, er könnte zur Kaschierung von Rost verkaufsfördernd aufgetragen sein. Die Lampentöpfe vorn genauer ansehen. Sie rosten gern wenn die Ablauflöcher zugesetzt sind. Bei der Gelegenheit auch gleich die Seitenwände kontrollieren. Hier besonders die Schraubkanten zu den Kotflügeln.
3. Nachdem die Schraubkanten an den Seitenteilen kontrolliert sind, wird geprüft ob das Blech zwischen Kotflügel und Tür, besonders im unteren Bereich, gesund ist. Hier sammelt sich gern Laub und Schmutz, verstopft den Ablauf und der Gammel ist vorprogrammiert.
4. Die Türscharniere auf Leichtgängigkeit hin überprüfen. Die Abdeckung oben auf dem Scharnier sollte vorhanden sein, ist sie es nicht, dringt Wasser ein, das Scharnier wird schwergängig und in der Folge reißt dann gern das Türblech neben dem Scharnier. Beim öffnen der Tür darf diese nicht nach unten sacken.
5. Im unteren Bereich die Türen auf Durchrostung kontrollieren und ob auf der Unterseite die Ablauflöcher frei sind. Im Idealfall die Türverkleidung abnehmen und die Türinnenseite ansehen. Das ist allerdings nicht so einfach. Hier sollte nach abnehmen der Türverkleidung eine Schutzfolie den Blick versperren, sie schützt die Türverkleidung vor Durchfeuchtung. Im unteren Bereich der Tür wird gern mit Spachtelmasse das wieder angespachtelt was an Blechsubstanz weggerostet ist.
6. Auch am hinteren Seitenteil gilt das. Den unteren Teil auf Rost und Spachtelmasse untersuchen, Schraubkante kontrollieren, Ablaufloch auf Durchgängigkeit prüfen.
7. Trittbrett genauer ansehen. Oben hat es eine Gummiauflage, darunter ist es aus Blech, was gern rostet. Durchrostungen zeigen sich als kleine Verwerfungen unterm Gummi. Ein Blick unters Trittbrett gibt weiteren Aufschluss. Desolate Trittbretter lassen sich noch recht einfach auswechseln, schwieriger wird es bei den Holmen an denen die Trittbretter angeschraubt sind. Eine Sichtprüfung ist hier zwingend erforderlich. Bei geöffneter Tür sind zwei kleine Ablaufrinnen zu sehen. Wenn nicht wurde bei der Reparatur mit spachtel oder billigem Reparaturblech gepfuscht. Die Sichtprüfung kann durch einen akustischen Test unterstützt werden. Das Trittbrett hierfür mit Gefühl nach unten drücken, wenn´s verdächtig knirscht ist Vorsicht geboten. Am besten bittet man den Besitzer, den Wagen mit dem original Wagenheber an der entsprechenden Wagenheberaufnahme hochzukurbeln. Biegen sich die Aufnahme und das Trittbrett verdächtig nach oben ist der hintere Bereich morsch. Hinter den Holmen liegen die Warmluftkanäle, die möglichst auch rostfrei sein sollten. Zur Kontrolle Teppichverkleidung anheben, wer es genauer wissen will, schraubt den Luftausströmer ab und schaut so weit wie möglich hinein.
8. Das Heckabschlussblech und die Auspuffrohre auf Rostbefall untersuchen, Stoßstangenbefestigungspunkte, die sogenannten Endspitzen, sowie die Motorhaube vor allem im Randbereich kontrollieren.
9. Das gefalzte Blech der Regenrinnen rostet gern. Nachsehen ob hier Rostansätze zu finden sind. Diese Untersuchung kann man sich beim Cabrio natürlich sparen, dafür sollte man hier ein besonderes Auge auf das Blech haben, an dem das Verdeck hinten befestigt ist. Verfügt die Limousine über ein Schiebedach, so ist dies auf Rostbefall und einwandfreien Regenablauf zu kontrollieren.
10. Kofferraumhaube öffnen und das Halteblech fürs Dichtungsgummi ringsherum auf Rost untersuchen. Ebenso die Haube rundum im Randbereich vor allem vorn. Und wenn die Haube schon oben ist, das Reserverad herausnehmen und den Reserveradboden anschauen. Käfer mit Federbeinvorderachse, 1302 und 1303, dürfen im Bereich der Federbeindome nicht morsch sein oder billiges Flickwerk aufweisen. Durchgerostete Federbeindome sind lebensgefährlich.
Bodengruppe
Um sich die Bodengruppe genauer anzusehen, wäre es gut den Wagen auf eine Bühne oder über eine Grube zu fahren. Das geht leider nicht immer, dennoch sollte man sich die Mühe machen auch unter dem Wagen etwas genauer hinzusehen.
Der Rahmenkopf rostet gern und sollte daher besonders gut untersucht werden. Er sollten gesund sein. Ein Austausch ist zwar möglich aber aufwendig und teuer. Die Bodenplatte aufmerksam ansehen und auf Rost abklopfen, dabei sind die Schraubkanten im Rahmenbereich und ganz besonders der Batterieboden rostanfällig. Gegebenenfalls auslaufende Batteriesäure setzt dem Blech nämlich mächtig zu. Beim Cabrio sind zusätzlich die Längsträger auf Rostbefall zu untersuchen. Alles in allem nicht von frischem Unterbodenschutz täuschen lassen. Sieht gut aus, kaschiert aber möglicherweise ein Fass ohne Boden.
Motor und Getriebe
Bevor der Motor gestartet wird sollte man ihn einer Sichtprüfung unterziehen. Ist er sauber oder verölt, bildet sich unter ihm etwa eine schwarze Pfütze. Einer Frage danach wo der Wagen üblicherweise abgestellt ist sollte eine Standplatzbesichtigung folgen ob hier verdächtige Flecken auf größere Ölleckagen hinweisen. Den Öleinfülldeckel abschrauben und nachsehen ob sich schädlicher bräunlicher Schlamm unter dem Deckel gesammelt hat.
Jetzt kann der Motor gestartet werden und er sollte nach ein paar Umdrehungen anspringen. Das kann je nach Länge der Standzeit auch durchaus einige Startversuche dauern. Anfänglich kann etwas grauer Rauch aus den Auspuffrohren kommen, was nach längerer Standzeit durchaus normal ist. Wenn man mit den Handballen nun beide Endrohre zuhält, kann man hören ob die Abgasanlage dicht ist oder ob das Abgas irgendwo seitlich herausdrückt. (Bitte nur versuchen wenn der Motor noch kalt ist. Verbrennungsgefahr!) Nach ein paar Minuten Warmlaufphase, sollte der Motor beim Gas geben sauber und ohne ruckeln hochdrehen. Ein unrunder Lauf oder gar starkes Schütteln des Motors kann die Folge von Zündaussetzern sein. Hier gilt es die Zündanlage zu überprüfen. Alte Zündkerzen, abgenutzte Unterbrecherkontakte oder Kriechstrom können die Ursache sein. Nachdem das alles noch im Stand kontrollierbar war, sollte nun eine Probefahrt folgen. Hier kann getestet werden ob der Motor gesund klingt und willig Gas annimmt. Beim schalten sollte kein Auspuffknallen zu hören sein. Nach ein paar Kilometern stellt man die Heizung an… auch im Sommer… kommt warme Luft aus allen Ausströmern ist es ein Zeichen dass die Warmluftkanäle in mindestens halbwegs zufriedenstellendem Zustand sind und die Verbindungsschläuche angeschlossen sind. Riecht es dabei allerdings nach Abgasen ist es sicher dass die Wärmetauscher defekt sind. Da hilft nur austauschen.
Macht das Fahren mit dem Käfer auch noch so viel Spaß ist jetzt die Zeit anzuhalten und mit angezogener Handbremse wieder anzufahren. Fährt der Käfer los, ist die Handbremse nicht in Ordnung. Würgt der Motor dabei ab, ist alles OK. Läuft er aber weiter ist das ein Hinweis auf eine verschlissene Kupplung. Bei der Weiterfahrt gilt es auf Geräusche aus dem Getriebe zu hören. Jaulen darf es allenfalls im Rückwärtsgang und dumpfe Schlaggeräusche beim Gaswegnehmen sind ein Indiz für ein defektes Differential. Kratzen beim Schalten dürfen maximal unsynchronisierte Getriebe.
Wenn die Kupplung beim Anfahren rupft kann es ein Hinweis auf eine falsche Einstellung, Verschleiß oder auch eine falsche Biegung der Kupplungsseilführung sein.
Fahrwerk
Die Handbremse haben wir bereits beim Anfahrtest auf Ihre Funktion hin geprüft. Wenn es die Verkehrs- und Straßensituation zulässt wird der Käfer nun mit Gefühl abgebremst. Er sollte ohne Verzögerung zum stehen kommen, den Fuß gedrückt halten und schauen ob der Druck konstant bleibt oder das Pedal weiter nach unten sinkt, das sogenannte Fading. Das Bremssystem könnte undicht sein oder Luft im Bremskreislauf haben. Nochmal anfahren und beim nächsten Bremsen auf Geradeauslauf achten.
Bei der Weiterfahrt nun das Augenmerk auf die Stoßdämpfer richten. Beim Überfahren von Bodenwellen darf der Käfer nicht lange nachschwingen. Bei der späteren Sichtkontrolle sollten die Stoßdämpfer keine Spuren von ausgetretenem Öl haben.
Ein Käfer sollte sich leicht und präzise lenken lassen. Tut er es nicht könnte die Ursache in einem defekten Lenkgetriebe oder ausgeleierten Gummilagern der Querlenker zu suchen sein.
Bleibt noch die Radlager zu kontrollieren, hierzu kann man nach der Probefahrt den Fuß auf den oberen Rand des Reifens stellen und versuche das Rad quer zur Fahrtrichtung hin und her zu schaukeln. Das Rad sollte festsitzen und auf der Achse nicht schwimmen oder gar Geräusche machen.
Innenausstattung
Soll der Käfer im Originalzustand erhalten werden ist es zweckmäßig wenn auch im Innenraum alle Originalteile vorhanden sind. Im Innenraum sollte es nicht feucht und muffig riechen. Prüfen ob die Sitze sich leicht auf der Sitzschiene bewegen lassen. Gurte auf Verschleiß kontrollieren. Polster und Himmel sollten in einem intakten Zustand sein. Schmutz lässt sich mit entsprechendem Arbeitsaufwand beseitigen, ein zerrissener Innenhimmel stellt schon ein größeres Problem dar.
Die hier beschriebenen Schwachpunkte basieren auf Erfahrungen unzähliger Käferfahrer im Laufe etlicher Jahre. Natürlich kann jeder einzelne Käfer seine individuellen Macken haben.
Ist das Objekt der Begierde gefunden und sind sich Käufer und Verkäufer handelseinig geworden, bleibt uns von Käferwissen.de nur noch allzeit gute Fahrt und viel Freude mit dem neuen Käfer zu wünschen.